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19.07.2020 | Spotlight
Die autonome Abwicklung von Supply-Chain-Finance-Prozessen wird die Prozessindustrie nachhaltig verändern. Orbit Logistics GmbH und AZHOS AG erproben das Konzept zusammen mit namhaften Unternehmen der chemischen Industrie.
Durch die Verknüpfung von Blockchain-Technologie mit Sensoren, die an Silos und Tankanlagen installierten sind, ist es möglich, Zahlungen autonom abzuwickeln - das steht im Gegensatz zu den traditionellen sequentiellen Supply-Chain-Prozessen. Die Sensor-Signale triggern sogenannte Smart Contracts. Ein Smart Contract ist spezifischer Programmcode auf der Blockchain, der beispielsweise die Durchführung finanzieller Transaktionen garantiert, sofern vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Somit könnten zukünftig die Waren- und Finanzflüsse synchronisiert werden.
Die größte Herausforderung bestand darin, systemseitigen wie rechtlich Kompatibilität zu schaffen. Dazu wird auf die Nutzung von an stabilen Vermögenswerten gebundenen Kryptowährungen wie Stable Coins verzichtet. Stattdessen erfolgen die Zahlungen mit E-Money, also "echtem Geld", auf der Blockchain. Das ist ein absolutes Novum in der Industrie und weltweit ein Präzedenzfall, der es ermöglichen soll, diesen Use Case schnell zu skalieren. Dies ist ein großer Schritt für die Nutzung von Blockchain Technologie im industriellen Umfeld, hier insbesondere für die autonome Abwicklung von Zahlungsvorgängen. Für die Unternehmen entsteht praktisch kein Aufwand, da die Transaktionen zwar auf der Blockchain stattfinden, die Buchungen aber in die IBAN Accounts erfolgen, indem diese mit Wallet Adressen auf der Blockchain verknüpft sind. Ein wichtiger Vorteil der realisierten Lösung besteht hier in der Schaffung von programmierbarem Cash. In dem hier beschriebenen Fall "EURO on Ledger".
Die industriellen Sensoren in den Silos messen die Füllstände und speichern die Bestandsdaten unveränderbar, fälschungs- und damit revisionssicher auf der Blockchain. Hierbei wird verbindlich ein "proof of existence" dokumentiert, welcher zusammen mit dem elektronischen Lieferschein, "proof of delivery", hinreichende und verbindliche Grundlage für folgende autonome Zahlungen darstellt. Wenn der Kunde nun Güter entnimmt, löst der veränderte Bestand eine Transaktion aus. Der Smart Contract ermittelt den Wert, der aus Verbrauchsmengen und Preis resultiert und somit die Höhe der Transaktion. Diese Art der autonomen Verrechnung wird auch als "pay per consumption" oder "pay per use" bezeichnet.
Zukünftig können solche Applikationen mit Euro on Ledger Zahlungszyklen verkürzen, den Cash Flow verbessern, aufwendige Buchungsprozesse eliminieren und in der Supply Chain gebundenes Kapital nachhaltig freisetzen.
Autor
Geschäftsführer der Orbit Logistics AG, einem führenden Anbieter von Lösungen für das Bestandsmanagement und Supply Chain Automatisierung
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