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26.02.2021 | Trends
Salz in industriellen Prozesswässern war bisher kein großes Thema. Es wird in Kläranlagen nicht abgebaut und belastet die Flüsse samt Ökosystem. Dass sich die Wiedergewinnung lohnen kann, zeigt erstmalig Covestro.
Wir müssen die Ressource Wasser schützen. Die Versorgung mit Trinkwasser ist schon heute nicht flächendeckend möglich. Und der globale Wasserbedarf wird steigen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis 2050 der Wasserbedarf gegenüber dem Anfang des Jahrtausends um mehr als die Hälfte steigt.
Auch Covestro nutzt Wasser für seiner Polycarbonat-Produktion. Dabei fällt Prozessabwasser an, das aufgereinigt wird. Danach enthält es noch sechs Prozent Salz – Natriumchlorid (NaCl), mehr als doppelt so viel wie im Meerwasser ist.
Covestro hat darum zusammen mit Partnern ein Verfahren entwickelt, um Prozesswasser bei der Chlor-Produktion erneut zu verwenden. Chlor wird per Elektrolyse gewonnen. Dafür bedarf es große Mengen Salz. Das recycelt Covestro aus dem Prozesswasser. Zwei Anlagen an den Standorten Caojing in China und Krefeld-Uerdingen erproben das Verfahren bereits. Die Anlagen laufen stabil und mittlerweile ohne Probleme.
„Diese Technologie zeigt, wie wir Rohstoffe im Kreislauf behalten können. Sie hat Vorbildcharakter“, sagt Susannah Havermann, Betriebsleiterin Polycarbonat bei Covestro. Langfristig sollen zehntausende Tonnen Salz und hunderttausende Tonnen Wasser jährlich eingespart werden.
Alle Herausforderungen sind indes noch nicht gelöst. Der Salzgehalt des Prozesswassers ist mit rund sechs Prozent niedrig. Dadurch können derzeit noch nicht 100 Prozent des Salzes zurück in die Elektrolyse geführt werden. „Wir wollen der Sole Wasser entziehen und den Salzgehalt so erhöhen. Das muss umweltverträglich und wirtschaftlich geschehen“, sagt Dr. Yuliya Schießer, die für Covestro das vom BMBF geförderte Projekt koordiniert.
Die Qualitätskontrolle des Prozesswassers ist die zweite Baustelle. Die Membranen der Chlor-Elektrolyseanlagen, in die das recycelte Abwasser wieder eingespeist wird, reagieren sehr empfindlich auf Verunreinigungen. Deshalb muss die Reinigung des Prozesswassers überwacht werden. Andernfalls würde der Prozess ins Stocken geraten. Aufwändige Laboranalytik verhindert das derzeit. Im Rahmen des Projektes soll dies nun automatisiert werden
Es ist also noch einiges zu tun, bevor ein weiterer Schritt Richtung Zirkulärwirtschaft getan ist. Covestro-Vorstandschef Dr. Markus Steilemann erläutert: „Die Einmalnutzung ist nicht mehr zeitgemäß, weder für Verbraucher noch die Industrie. Wir müssen alle Ressourcen schonen. Darum richten wir unser Handeln konsequent auf die Kreislaufwirtschaft aus.“
Autor
Patrick Herrmann ist begeistert von nachhaltiger Chemie und ihren Chancen. Bei Covestro gibt er den Ideen der Kreislaufwirtschaf eine Bühne.
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