01.07.2022 | Process Innovation

Interview mit Torsten Wintergerste | Sulzer

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema in der Produktion. Täglich werden neue Ideen und Entwicklungen umgesetzt – und es wird immer besser, sagt Torsten Wintergerste von Sulzer Chemtech.

Seit Jahrzehnten treibt Sulzer Chemtech die Entwicklung und den Einsatz modernster Verfahrenstechniken für eine nachhaltige Produktion voran. Dank der Expertise, des fortschrittlichen Produktportfolios und der technischen Fähigkeiten ist das Unternehmen in der Lage, Lösungen anzubieten, die den Wandel in der Industrie unterstützen, wichtige Markttrends ermöglichen und die Kundenanforderungen erfüllen. In einer früheren Ausgabe dieses Magazins beschrieb Torsten Wintergerste, der Leiter des Geschäftsbereichs, wie die Stoffübertragungstechnologien des Unternehmens dazu beigetragen haben, ein neues Denken in die Kunststoffherstellung und -verarbeitung zu bringen. In einem ausführlichen Interview sprach er darüber, wie sich der Übergang zur Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit ausgewirkt hat und wie sich das ökologische, soziale, wirtschaftliche und technologische Umfeld das Unternehmen und die Kunden beeinflussen. Letzten Monat trafen wir uns wieder, um uns auf den neuesten Stand zu bringen, und ich konnte ihn fragen, wie die fortgeschrittenen Verarbeitungstechnologien des Unternehmens dazu beitragen, die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Herstellungs- und Verarbeitungsbranche voranzutreiben.

ACHEMA Inspire: Sie haben bereits von Technologien und Anlagen für die Produktion von PLA-Biokunststoffen im kommerziellen Maßstab gesprochen. Wie weit ist das gediehen?

  • __Torsten Wintergerste: Polymilchsäure (PLA) ist ein äußerst vielversprechender Werkstoff, der einen Beitrag zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung leisten kann, da er eine recycelbare, biologisch abbaubare und kompostierbare Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen darstellt, die aus nachwachsenden Rohstoffen auf Pflanzenbasis hergestellt werden kann. Angesichts der Rolle dieses Biopolymers bei der Herstellung all unserer zukunftsorientierten, nachhaltigen Produkte und der wachsenden Marktnachfrage entwickelt, optimiert und liefert Sulzer Chemtech seit vielen Jahren Stoffübertragungstechnologien, die seine Herstellung ermöglichen. Wir sind führend in der Entwicklung von Prozessanlagen für die PLA-Produktion. Die meisten - wenn nicht alle - aktiven Produktionsanlagen für diesen Biokunststoff sind mit unseren Systemen ausgestattet. Ich würde sogar sagen, dass unsere führende Rolle in der Branche das Ergebnis unseres Engagements ist, ständig in die Erweiterung unseres Know-hows und unseres Produktangebots zu investieren, um den Unternehmen die richtigen Technologien zu bieten. Da sich der Markt für Biokunststoffe ständig weiterentwickelt, entwickelt Sulzer Chemtech selbst laufend eigene bahnbrechende Lösungen, um die Bedürfnisse der Kunden und Endverbraucher zu erfüllen.

    Unser Wissen über die Verarbeitung von PLA und anderen alternativen Kunststoffen wächst mit der Zeit, und das Know-how unserer Teams wird immer vielfältiger und multidisziplinärer. So verfügen wir beispielsweise über eine ständig wachsende Zahl von Spezialisten aus dem Bereich der Biowissenschaften, die uns dabei helfen, einen immer detaillierteren Überblick über die wichtigsten Prozesse bei der PLA-Produktion, wie etwa die Fermentierung, zu gewinnen.

ACHEMA Inspire: Sie sprachen auch darüber, wie Sie die wichtigsten Trends für die Entwicklung innovativer Technologien identifizieren. Was würden Sie als die aktuellen Trends bezeichnen?

  • __Torsten Wintergerste: Es besteht eindeutig eine große Nachfrage nach biobasierten, erneuerbaren, recycelbaren und recycelten Materialien, die eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft unterstützen. Wir beobachten, dass viele unserer bestehenden Kunden und eine wachsende Zahl neuer Projekte sich auf die

    die Entwicklung innovativer Prozessanlagen zur Herstellung umweltfreundlicherer Materialien konzentrieren. Ein Bereich, in dem ich zum Beispiel großes Potenzial sehe, ist das Recycling von Textilien, deren Verarbeitung und Upcycling in der Vergangenheit eine Herausforderung darstellte, da sie oft aus einer Mischung aus Zellulose und Fasern bestehen. Unternehmen aus der gesamten textilen Wertschöpfungskette schließen sich nun zusammen, um umfassende Lösungen für die Sammlung, Sortierung, Trennung und Wiederverwendung von Polycotton-Mischungen zu entwickeln.

    Ein führendes Beispiel ist das Swiss Textile Recycling Ecosystem, ein Netzwerk, das Stoff- und Textilhersteller, Abfallsammler und -sortierer sowie Einzelhändler, Markeninhaber und Technologieanbieter umfasst. Alle diese Parteien arbeiten zusammen, um den Sektor zirkulär und noch umweltbewusster zu machen.

ACHEMA Inspire: Ihr Ruf als Anbieter nachhaltiger Produkte wächst. Wie weit sind Sie Ihrer Meinung nach auf diesem Weg?

  • __Torsten Wintergerste: Sulzer Chemtech steht an der Spitze von Umwelt- und Recyclingtechnologien für die Kunststoffherstellung und -verarbeitung, und wir betrachten dies als eine fortwährende Reise, da wir ständig daran arbeiten, unsere Lösungen weiter zu verfeinern und die Palette der nachhaltigen Anwendungen zu erweitern.

    Schließlich waren einige der Projekte, die wir derzeit unterstützen, vor ein paar Jahren wahrscheinlich noch jenseits aller kühnsten Träume - und ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie inzwischen zu einer wirtschaftlich realisierbaren Realität geworden sind! Um fortschrittliche, anwendungsspezifische Lösungen zu entwickeln, die neue Prozesse und Methoden zum Leben erwecken können, investieren wir kontinuierlich in unsere F&E-Einrichtungen, die regelmäßig modernisiert werden. Und wir investieren auch stark in unsere hervorragenden Mitarbeiter.

    Dies sind die treibenden Kräfte hinter unserer Erfolgsgeschichte bei der Entwicklung innovativer, zuverlässiger Technologien. Beispiele für neue Technologien und Prozesse, die Sulzer Chemtech derzeit anbietet, sind unsere neuesten Lösungen für die Herstellung von Polyethylenfuranoat (PEF). PEF wird weithin als die nächste Generation von Polyesterpolymeren angesehen. Wie PLA ist PEF recycelbar und wird aus pflanzlichen Zuckern hergestellt. Darüber hinaus verfügt PEF über hervorragende thermische und mechanische Eigenschaften, die das Material für eine Vielzahl von Anwendungen sehr geeignet machen.

ACHEMA Inspire: Wenn man den Markt etwas breiter betrachtet, und um mir ein Gefühl für die Branche insgesamt zu geben, reagieren die Kunden proaktiv auf diese Entwicklung?

  • __Torsten Wintergerste: Ich würde sagen, dass unser Unternehmen schon immer proaktiv war, indem es den Kunden neue nachhaltige Technologien vorschlug und innovative Prozesse entwickelte, aber heute ist die Situation teilweise umgekehrt. Was ich meine, ist, dass wir weiterhin nach Möglichkeiten suchen, aufkommende Trends zu unterstützen und den Kunden neue, bahnbrechende Lösungen vorzuschlagen - aber gleichzeitig verlangt der Markt jetzt von den Herstellern, dass sie selbst nachhaltige Verfahren einführen.

    Deshalb fragen unsere Kunden jetzt bei Sulzer Chemtech nach Technologien, die ihnen helfen, ganz neue Anwendungen mit praktischen und praktikablen Lösungen im industriellen Maßstab zu entwickeln. Letztendlich, können die aktuellen Marktanforderungen durch den technologischen Wandel unterstützt werden, den wir bereits vor Jahren eingeleitet haben.

    Eine der wichtigsten Prioritäten für unsere Kunden ist es, qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten, insbesondere wenn es um Technologien für eine nachhaltige Verarbeitung geht. Das bedeutet, dass die Betriebskosten durch die Reduzierung der Zykluszeiten sowie des Verbrauchsmaterials und des Energieverbrauchs minimiert werden sollten. Aus diesem Grund setzt Sulzer Chemtech sein Fachwissen ein, um Unternehmen dabei zu helfen, biobasierte oder recycelte Produkte zu den gleichen oder niedrigeren Kosten als konventionelle Polymere herzustellen.

ACHEMA Inspire: Eine weitere Frage: Unternehmen wie das Ihre beschleunigen den Einsatz von Technologie auf vielen Ebenen, und ich stelle fest, dass viele von einer jüngeren, technikaffinen Belegschaft profitieren. Wie stellt sich Ihr Unternehmen darauf ein?

  • __Torsten Wintergerste: Sulzer Chemtech ist reich an hochtalentierten und engagierten Mitarbeitenden, die unser Wachstum durch die Entwicklung und Weiterentwicklung modernster Lösungen unterstützen. Unter unseren Mitarbeitern gibt es eine Vielzahl von Personen, die weltweit für ihre Kompetenz in verschiedenen Forschungsbereichen anerkannt sind.

    Ihre Fähigkeiten und ihr Engagement sind eine echte Inspiration für uns alle und unterstützen uns bei der ständigen Suche nach neuen Wegen, wie unser technologieorientiertes Unternehmen seine Kunden unterstützen kann. Darüber hinaus betrachten wir die kontinuierliche Entwicklung aller unserer Mitarbeiter als einen wesentlichen Bestandteil unserer Strategie, um das Geschäft weiter voranzutreiben. Deshalb gibt es eine Reihe von Initiativen, die darauf abzielen, unser internes Fachwissen zu erweitern. Gleichzeitig gibt es auch Programme, die den Wissenstransfer und -austausch innerhalb des Unternehmens fördern.

    Dies bedeutet, dass mit dem Wachstum und der Weiterentwicklung von Sulzer Chemtech auch unser Pool an technischen Experten und die Verfahrenstechnologien, die wir unseren Kunden anbieten können, wachsen.

| Originalversion veröffentlicht in ACHEMA Inspire, Ausgabe Juli 2022/Deutsche Übersetzung durch DECHEMA Ausstellungs-GmbH |

Autor

Richard Burton

Editor / World Show Media

www.worldshowmedia.net

Schlagwörter in diesem Artikel:

#recycling, #nachhaltigkeit

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